Curing ist der Feinschliff nach der Ernte. Während das Trocknen vor allem den Wassergehalt der Blüten reduziert, ist Curing ein langsamer Reifeprozess in kontrollierter Umgebung, der für besseren Geschmack, angenehmeres Aroma und längere Haltbarkeit sorgt.
In dieser Phase werden noch vorhandene Nebenstoffe wie Chlorophyll und Abbauprodukte aus der Erntezeit langsam zersetzt. Das führt zu einer sanfteren, harmonischeren Qualität. Gleichzeitig stabilisiert sich die Restfeuchtigkeit in den Blüten, wodurch sie sich monatelang lagern lassen.
Wer hier Geduld mitbringt, wird belohnt: Ein gut gecurtes Cannabis unterscheidet sich deutlich von einer hastig verarbeiteten Ernte – im Aroma, in der Konsistenz und in der Gesamtqualität.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Start?
Der perfekte Zeitpunkt hängt von der Trocknungsphase ab. Beginnt man zu früh, droht Schimmel. Wartet man zu lange, können die Blüten zu trocken und bröselig werden.
Der Stiel-Snap-Test:
- Zu feucht: Der Stiel lässt sich biegen, ohne zu brechen. → Noch 1–2 Tage nachtrocknen lassen.
- Richtig: Der dünne Stiel knackt hörbar, Buds sind innen noch leicht elastisch.
- Zu trocken: Bröselige Buds – hier kann eine sanfte Rehydration helfen.
Die richtige Vorbereitung: Behälter, Sauberkeit & Füllmenge
Glas bleibt der Standard – luftdicht, geschmacksneutral und leicht zu reinigen. Viele Grower nutzen Miron-Violettglas, weil es Licht blockt.
Tipps für die Vorbereitung:
- Reinigen: Vor jeder Nutzung heiß auswaschen und vollständig trocknen.
- Füllmenge: Max. 75–80 % befüllen – so bleibt Luft für den Gasaustausch.
- Dunkelheit: Lagerort sollte dunkel und kühl sein (ideal: 15–20 °C).
- Kontrolle: Hygrometer ins Glas legen, um die Luftfeuchtigkeit zu überwachen.
- Glasbehälter (verschiedene Größen)
- Digital-Hygrometer (passt ins Glas)
- Boveda/Integra-Packs (62 % rLF)
- Einmalhandschuhe für sauberen Bud-Kontakt
- Etiketten zur Sorten- und Datumskennzeichnung
Der Curing-Prozess Schritt für Schritt
Schritt 1 – Befüllen
Buds vorsichtig ins Glas legen. Nicht pressen – Druck kann Trichome beschädigen.
Schritt 2 – Woche 1
- Burping: 1–2× täglich öffnen, 5–10 Minuten lüften.
- Kondenswasser am Glas? → Buds 1–2 Stunden nachtrocknen.
Schritt 3 – Woche 2 bis 4
- Lüften nur noch alle 2–3 Tage.
- Ziel: 58–62 % rLF stabil halten.
- Aroma wird klarer und runder.
Schritt 4 – Ab Woche 4
- Nur noch 1× pro Woche lüften.
- Ab 6–8 Wochen meist abgeschlossen – längere Lagerung kann das Aroma weiter verfeinern.
rLF im Glas | Häufigkeit | Dauer |
>70 % | Sofort entleeren & nachtrocknen | – |
65–70 % | 2× täglich | 20 Min. |
60–65 % | 1× täglich | 10 Min. |
58–60 % | Alle 2–3 Tage | 5 Min. |
<58 % | Kein Burping, evtl. Rehydration | – |
Fehlerquellen – und wie du sie vermeidest
1. Zu hohe Luftfeuchtigkeit
- Risiko: Schimmel
- Lösung: Buds sofort raus, nachtrocknen, Glas reinigen.
2. Zu trockene Buds
- Risiko: Flaches Aroma
- Lösung: 62-%-Boveda-Pack oder leicht befeuchtetes Küchenpapier (in Pergament) kurz ins Glas legen.
3. Zu seltenes Lüften
- Risiko: Muffiger Geruch
- Lösung: In den ersten 2 Wochen lieber öfter lüften.
Mini-Checkliste – Bin ich bereit fürs Curing?
- Stiel knackt hörbar
- Buds elastisch, nicht hart
- Glas sauber, trocken
- Hygrometer vorhanden
- Dunkler, kühler Lagerplatz verfügbar
Glas vs. Grove Bags – welche Methode passt zu dir?
Glas-Curing:
- Maximale Kontrolle
- Bewährte Methode
- Regelmäßiges Burping nötig
Grove Bags:
- Kein Burping
- Weniger Aufwand
- Weniger direkter Einfluss
Mythen-Check – Häufig falsch verstandene Punkte
- „Je schneller, desto besser“ – falsch: Curing lebt von Zeit und Geduld.
- „Einmal zu trocken, immer verloren“ – teilweise falsch: leichte Rehydration ist möglich.
- „Burping schadet den Terpenen“ – falsch: richtig dosiert fördert es die Reifung.
Langzeitlagerung nach dem Curing
Nach Abschluss können Buds monatelang gelagert werden – bei 58–59 % rLF, dunkel und kühl.
Für große Mengen: lieber in mehreren kleineren Gläsern lagern, um nicht alles auf einmal öffnen zu müssen.
Der letzte Schliff – So bleibt dein Aroma stabil
Curing ist wie das Reifen eines guten Weins: kontrollierte Bedingungen und Zeit bringen das beste Ergebnis. Wer Werte im Blick behält und saubere Prozesse einhält, wird mit stabiler Qualität belohnt – lange nach der Ernte.