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Entourage Effekt: Definition, Forschungslage, Kritik

Letzte Änderung: 18.12.2025
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Der Entourage-Effekt ist ein Konzept aus der Cannabisforschung, das in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Es beschreibt die synergetische Wirkung verschiedener Bestandteile der Cannabispflanze, insbesondere von Cannabinoiden und Terpenen, die gemeinsam ein umfassenderes und potenziell wirksameres therapeutisches Profil erzeugen als isolierte Wirkstoffe. Im Folgenden erfährst du mehr zum Entourage-Effekt, dem Zusammenspiel seiner Komponenten und der aktuellen Forschungslage.

Was ist der Entourage-Effekt?

Der Begriff „Entourage-Effekt“ wurde erstmals im Jahr 1998 von den israelischen Forschern Raphael Mechoulam und Shimon Ben-Shabat geprägt. Sie stellten die Hypothese auf, dass Cannabinoide in Kombination mit anderen, nicht-psychoaktiven Bestandteilen der Pflanze eine verstärkte oder modifizierte Wirkung entfalten. Der Effekt beruht auf der Annahme, dass die pharmakologische Wirkung von Cannabis nicht allein auf die isolierten Hauptwirkstoffe wie THC oder CBD zurückzuführen ist, sondern auf das komplexe Zusammenspiel aller aktiven Substanzen.

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Einfach gesagt

Der Entourage-Effekt beschreibt die besondere Wirkung, wenn verschiedene Stoffe der Cannabispflanze, wie Cannabinoide und Terpene gemeinsam wirken. Sie verstärken oder beeinflussen sich gegenseitig und können so eine bessere Wirkung erzielen als ein einzelner Stoff allein.

Cannabinoide: die chemischen Hauptakteure

Cannabinoide sind eine Klasse chemischer Verbindungen, die auf das Endocannabinoid-System (ECS) des menschlichen Körpers wirken. Zu den bekanntesten zählen THC und CBD, aber auch viele andere wie CBG (Cannabigerol) oder CBN (Cannabinol) spielen eine Rolle. 

Diese Verbindungen interagieren mit Rezeptoren im Körper, wobei THC insbesondere eine psychoaktive Wirkung entfaltet, während CBD nicht berauschend wirkt und eher entzündungshemmende Eigenschaften aufweist.

Terpene: die aromatischen Begleiter

Terpene sind aromatische Moleküle, die u. a. den Geruch und Geschmack von Cannabis bestimmen. Beispiele für häufig vorkommende Terpene in Cannabis sind:

  • Myrcen: beruhigend, schmerzlindernd
  • Limonen: stimmungsaufhellend, angstlösend
  • Linalool: entspannend, antiepileptisch
  • Caryophyllen: entzündungshemmend

Diese Terpene kommen auch in vielen anderen Pflanzen wie Lavendel, Zitrusfrüchten oder Pfeffer vor. Sie beeinflussen nicht nur das sensorische Erlebnis beim Konsum, sondern auch die pharmakologische Wirkung der Cannabinoide.

Wie wirken Cannabinoide und Terpene zusammen?

Der Entourage-Effekt beschreibt, wie Cannabinoide und Terpene zusammenwirken, um die Gesamtwirkung von Cannabis zu modulieren. Ein bekanntes Beispiel ist das Zusammenspiel von THC und CBD. Während THC eine starke psychoaktive Wirkung besitzt, kann CBD diese Wirkung abschwächen, indem es antagonistisch an bestimmten Rezeptoren wirkt (erfahre mehr dazu im Beitrag CBD vs. THC).

Bestimmte Terpene sollen zudem die Blut-Hirn-Schranke beeinflussen und so die Bioverfügbarkeit von Cannabinoiden verbessern können.

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Ein konkretes Beispiel
Das Terpen Myrcen soll die Durchlässigkeit der Zellmembranen erhöhen, was den Transport von Cannabinoiden ins Gehirn erleichtert. Dadurch kann die Wirkung von THC oder CBD schneller einsetzen oder intensiver empfunden werden. Ebenso kann Limonen in Kombination mit CBD eine verstärkte angstlösende Wirkung entfalten, was für therapeutische Anwendungen interessant sein könnte.

Forschungslage zum Entourage-Effekt

Obwohl der Entourage-Effekt in der Cannabisszene weit verbreitet ist, bleibt die wissenschaftliche Evidenz noch begrenzt. Viele Studien beruhen auf tierexperimentellen Daten, Zellkulturen oder anekdotischen Berichten von Patienten. Dennoch gibt es einige vielversprechende Hinweise:

  • Eine Studie aus dem Jahr 2011 von Ethan Russo, einem renommierten Cannabisforscher, betonte das Potenzial von Terpenen, die Wirkung von Cannabinoiden zu verstärken oder zu modulieren. Er schlug vor, dass gezielte Kombinationen von Cannabinoiden und Terpenen maßgeschneiderte therapeutische Effekte erzeugen könnten.
  • Andere Studien zeigen, dass Vollspektrumextrakte, die ein breites Spektrum an Pflanzenbestandteilen enthalten, bei bestimmten Erkrankungen effektiver sein können als isolierte Cannabinoide.
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Gut zu wissen
Trotzdem fehlt es bislang an groß angelegten, klinischen Studien, die den Entourage-Effekt eindeutig belegen. Die Komplexität der pflanzlichen Inhaltsstoffe sowie Unterschiede in Sorten, Extraktionsmethoden und individuellen Reaktionen erschweren standardisierte Untersuchungen.

Kritik am Entourage-Effekt

Einige Wissenschaftler äußern Zweifel am Konzept des Entourage-Effekts, da viele der zugrunde liegenden Mechanismen noch nicht ausreichend erforscht sind. Kritiker argumentieren, dass der Effekt möglicherweise überschätzt wird und der therapeutische Nutzen von isolierten Cannabinoiden durch kontrollierbare Dosierung und Reinheit besser nachvollziehbar ist.

Gleichzeitig erkennen viele Fachleute an, dass Pflanzenmedizin grundsätzlich komplexer wirkt als isolierte Wirkstoffe. Der Entourage-Effekt könnte daher ein realer, wenn auch schwer messbarer Bestandteil der Cannabiswirkung sein.

Praktische Bedeutung für Medizin und Konsum

Für Patienten und Konsumenten hat der Entourage-Effekt möglicherweise wichtige Implikationen. Produkte, die ein sogenanntes Vollspektrum aufweisen, könnten durch die kombinierte Wirkung verschiedener Inhaltsstoffe bessere Ergebnisse liefern als isolierte Präparate. Besonders bei chronischen Erkrankungen wie Schmerzen, Schlafstörungen, Angst oder Epilepsie könnten bessere Ergebnisse erzielt werden.Für Mediziner stellt dies jedoch auch eine Herausforderung dar: Die genaue Zusammensetzung, Dosierung und Wirkung solcher Präparate ist schwerer vorherzusagen. Eine präzise, wissenschaftlich fundierte Cannabistherapie setzt daher fundierte Kenntnisse über die verschiedenen Inhaltsstoffe und deren Wechselwirkungen voraus. Deshalb ist es wichtig, sich bei gesundheitlichen Beschwerden oder Fragen zur Anwendung von Cannabis und Co. an medizinisches Fachpersonal zu wenden.

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