Wenzel Cerveny ist ein langjähriger Fürsprecher der Hanfpflanze in Deutschland. Bereits 2014 gründete er den Cannabis Verband Bayern und startete das Volksbegehren „Ja zur Legalisierung von Cannabis“ in Bayern, das erfolgreich im Herbst 2015 im Landtag eingereicht wurde. 2017 eröffnete er seinen ersten Laden, Hanf – der etwas andere Bioladen, in der Einsteinstraße 163 in München, und setzte sich von Anfang an dafür ein, das Potenzial von Hanf bekannt zu machen und Vorurteile zu entkräften. Sein Ziel: Hanf als nachhaltige und vielseitige Pflanze in die Gesellschaft zu integrieren. Die Cannabis-Legalisierung ab dem 1. April 2024 markiert einen entscheidenden Meilenstein für die gesellschaftliche Akzeptanz und den wachsenden Stellenwert von Hanf und Cannabis in Deutschland.
Geburtsjahr: 24.05.1961
Beruf: Unternehmer und Hanf-Pionier
Herkunft: Geboren in Tschechien (Klatovy), aufgewachsen in Bayern und Kalifornien, USA
Verheiratet: seit 2007
Kinder: Patchwork Familie mit 6 Kindern
- 1980-1983: Ausbildung im Hilton am Tucherpark als Restaurantfachmann
- 1988-2013: Gastronom mit mehreren eigenen Restaurants
- 2014: Gründung des Cannabis Verbands Bayern
- 2014-2016: Volksbegehrenbeauftragter: Legalisierung von Cannabis in Bayern
- 2017: Eröffnung der ersten Filiale: Hanf – der etwas andere Bioladen in der Einsteinsteinstraße 163 in München
- 2018-2021: Eröffnung von 14 weiteren Filialen, darunter auch in Luxemburg und Österreich
- 2023: Gründung einer Cannabis Anbauvereinigung: der Chillout.club in Aschheim
- 2024: Eröffnung der Natur Erlebniswelt: Cannabis Mega Store in Aschheim
Wenzel Cerveny im Interview:
Herr Cerveny, Sie sind der Gründer von Hanf – der etwas andere Bioladen und Hanf.com. Können Sie uns erzählen, wie das alles angefangen hat?
Wenzel Cerveny: „Die Idee entstand 2013, als ich für den Bayerischen Landtag kandidierte. Während dieser Zeit machten mich viele Menschen auf die Schwierigkeiten aufmerksam, die Cannabispatienten durch die damalige Gesetzeslage hatten. Viele Patienten wurden ungerecht behandelt, was mich dazu brachte, mich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Bei meinen Nachforschungen stellte ich fest, dass das damalige Cannabisgesetz menschenunwürdig gegenüber Patienten war, die auf medizinisches Cannabis angewiesen sind.
Durch diese Erkenntnisse erkannte ich das immense Potenzial der Hanfpflanze. Hanf ist eine der ältesten und vielseitigsten Nutzpflanzen, die sowohl gesundheitliche Vorteile als auch nachhaltige Verwendungsmöglichkeiten bietet. Mein Ziel war es, Hanf aus dem negativen Licht zu holen und ihn als wertvolle, legale und nachhaltige Ressource bekannt zu machen. Heute ist dieser Traum Wirklichkeit geworden: durch die Hanf.com-Stores, den Hanf.com Onlineshop und unseren Mega Store in Aschheim, wo wir ein breites Sortiment hochwertiger Hanfprodukte anbieten.“
Wie hat sich Ihr Unternehmen seit der Gründung entwickelt? Was unterscheidet Hanf.com von anderen Anbietern in der Cannabisbranche?
Wenzel Cerveny: „Seit der Eröffnung unseres ersten Hanf.com-Ladens im Jahr 2015 hat sich unser Unternehmen stark weiterentwickelt. Neben einem erfolgreichen Onlineshop betreiben wir mehrere Filialen und unseren Mega Store in Aschheim, der die Verwirklichung meines persönlichen Traums darstellt. Was uns besonders auszeichnet, ist unser ganzheitlicher Ansatz: Wir bieten eine breite Produktpalette – von Lebensmitteln bis zu CBD-Produkten – und legen großen Wert auf Aufklärung. Darüber hinaus engagieren ich mich politisch für die Rechte von Cannabis-Konsumenten. Unsere Stores stehen für nachhaltige, legale Hanfprodukte von höchster Qualität und bieten ein umfassendes Einkaufserlebnis.“
„Herr Cerveny, nachdem Sie die Geschäftsführung an Ihren Sohn Alex übergeben haben, welche Wünsche und Erwartungen haben Sie für ihn und Hanf.com in der Zukunft, insbesondere in Bezug auf das Wachstum und die Entwicklung des Unternehmens?
Wenzel Cerveny: „Nachdem ich die Geschäftsführung von Hanf.com an meinen Sohn Alex übergeben habe, konzentriere ich mich verstärkt auf die Planung neuer Projekte sowie auf die politische Arbeit. Wir setzen uns weiterhin dafür ein, die Rechte von Cannabis-Konsumenten zu stärken und den politischen Diskurs aktiv mitzugestalten. Alex hat nun die Verantwortung für die administrativen Aufgaben und den geplanten Börsengang in Kanada übernommen, ein bedeutender Schritt für unser Unternehmen. Ich habe vollstes Vertrauen in Alex und bin überzeugt, dass er Hanf.com mit seinem Wissen und seiner Energie auf das nächste Level bringen wird. Er hat schon so viel für das Unternehmen geleistet. Ich bin stolz darauf, dass er unsere Vision teilt und mit Leidenschaft an der Zukunft arbeitet. Ich freue mich darauf zu sehen, wie er Hanf.com in eine noch erfolgreichere Zukunft führt.
Der Mega Store in Aschheim ist bereits ein wichtiger Meilenstein in Ihrer Karriere. Welche neuen Ideen und Erweiterungen sind für den Mega Store in der Pipeline, und was können die Kunden in Zukunft erwarten?
Wenzel Cerveny: „Der Mega Store in Aschheim war für uns ein bedeutender Schritt, aber wir haben noch viele spannende Pläne, um das Erlebnis weiter zu entwickeln. Unser Ziel ist es, den Store zu einem Social Hub zu machen, in dem nicht nur Produkte verkauft werden, sondern auch ein Ort des Austauschs und der Gemeinschaft entsteht. Dazu planen wir das Bistro weiterzuentwickeln, in dem Kunden sich bei gutem Essen entspannen und gleichzeitig an Stammtischen und Veranstaltungen teilnehmen können. Diese Events sollen Raum für politischen Austausch bieten und das Thema Cannabis-Aufklärung weiter voranbringen.
Zudem möchten wir regelmäßige Veranstaltungen wie einen Weihnachtsmarkt organisieren und Workshops anbieten, in denen es um den Hanfanbau, die Verwendung von Hanf als Baumaterial und die Möglichkeiten von Hanf als Textil geht. Unser Ziel ist es, Hanf in all seinen Facetten zu präsentieren und den Kunden ein umfassendes Wissen über diese wertvolle Pflanze zu vermitteln. So können wir nicht nur den Handel mit Hanfprodukten stärken, sondern auch das Bewusstsein für die nachhaltigen Möglichkeiten von Hanf fördern.“
Bei Hanf.com wird großen Wert auf Nachhaltigkeit und Aufklärung rund um die Hanfpflanze gelegt. Können Sie uns mehr über die Philosophie hinter Ihren Produkten und Ihrem Ansatz im Umgang mit Hanf erzählen?
Wenzel Cerveny: „Nachhaltigkeit und Aufklärung sind bei Hanf.com zentrale Säulen. Unser Mega Store in Aschheim, unsere weiteren Filialen und unser Onlineshop stehen für biologisch, vegan und nachhaltig produzierte Hanfprodukte. Hanf ist eine bemerkenswerte Pflanze, die nicht nur nachhaltig angebaut werden kann, sondern auch einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leistet. Durch seine Fähigkeit, große Mengen CO2 zu absorbieren und in Sauerstoff umzuwandeln, hilft Hanf dabei, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Gleichzeitig liegt uns die Aufklärung besonders am Herzen. Hanf wird oft missverstanden, und wir sehen es als unsere Aufgabe, den Kunden in unseren Stores und online über die positiven Eigenschaften der Pflanze zu informieren. Es geht nicht nur um den Verkauf, sondern darum, Hanf als nachhaltige Lebensweise in den Alltag der Menschen zu integrieren.“
Sie haben in der Vergangenheit mehrfach mit behördlichen Einschränkungen und Polizeikontrollen zu tun gehabt, obwohl Ihre Produkte legal sind. Wie gehen Sie mit diesen Herausforderungen um, und was würden Sie sich von den staatlichen Stellen in Bezug auf den Umgang mit Hanf und Cannabis wünschen?
Wenzel Cerveny: „Es ist frustrierend, trotz unserer legalen Produkte immer wieder mit behördlichen Einschränkungen und Polizeikontrollen konfrontiert zu werden. Wir verkaufen ausschließlich zertifizierte Hanfprodukte, doch es gibt nach wie vor viele Vorurteile gegenüber Hanf und Cannabis. Ich wünsche mir von den staatlichen Stellen mehr Aufklärung und differenzierte Regelungen, die den tatsächlichen Nutzen der Pflanze berücksichtigen. Unsere Stores zeigen, dass Hanfprodukte in vielen Bereichen, sei es in der Gesundheitsbranche oder durch nachhaltige Landwirtschaft, einen positiven Beitrag leisten können.
Ein wichtiger Schritt wäre, dass der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir die Rauschklausel aus dem Gesetz entfernt, sodass Hanf endlich als normales Lebensmittel akzeptiert wird, beispielsweise in Tees. Durch diese Änderung würde Hanf sowohl als Rohstoff als auch als Lebensmittel neu definiert und könnte sein volles Potenzial entfalten, ohne unter überholten Vorurteilen zu leiden.“
„Das klingt nach einigen herausfordernden Situationen, Herr Cerveny. Was war denn das kurioseste Erlebnis, das Sie in Zusammenhang mit diesen behördlichen Einschränkungen oder Polizeikontrollen hatten?“
Wenzel Cerveny: „Eine der kuriosesten Erfahrungen war, als meine geplante Anbauvereinigung in Aschheim durch behördliche Einschränkungen verhindert werden sollte – angeblich, weil der Standort zu nah an einem Spielplatz lag. Was zunächst wie ein kleiner lokaler Streit wirkte, entwickelte sich zu einem politischen Boomerang. Diese Aktion machte uns nicht nur in der Region, sondern europaweit bekannt. Die Gemeinde Aschheim, die eigentlich den Anbau verhindern wollte, ist durch diese Auseinandersetzung fast ungewollt zu unserem wertvollsten Werbepartner geworden. Mittlerweile scherzen wir darüber, dass sie uns dabei halfen, den Namen Haschheim.com zu etablieren.“
„Als ‚Cannabis-König‘ stehen Sie im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit, sowohl durch Ihre unternehmerischen Erfolge in der Hanfbranche als auch durch die Kontroversen, die Ihre Aktivitäten begleiten. Wie gehen Sie persönlich mit diesem intensiven öffentlichen Interesse um, und was bedeutet dieser Titel für Sie in Bezug auf Ihre Rolle in der deutschen Cannabis-Industrie?
Wenzel Cerveny: „Der Rummel um meine Person ist nicht immer einfach, aber ich konzentriere mich auf das Wesentliche: die Aufklärung über Hanf und die Entwicklung nachhaltiger Produkte. Die Kontroversen motivieren mich, weiterzumachen und noch mehr Menschen zu erreichen. Besonders unsere Stores, wie der Mega Store in Aschheim, zeigen den wachsenden Bedarf an hochwertigen und legalen Hanfprodukten. Solange wir Menschen erreichen und ihnen helfen können, nehme ich die Herausforderungen gerne an. Mein Credo lautet: ‚There’s no business like show business‘ – man muss das Rampenlicht nutzen, um etwas Positives zu bewirken.“
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, sich auf verschiedensten Ebenen für die Aufklärung und Förderung von Hanf einzusetzen – sei es in Talkshows, durch politische Arbeit oder andere Formate – welche Plattformen oder Wege würden Sie bevorzugen, um Ihre Botschaft zu verbreiten?
Wenzel Cerveny: „Politische Arbeit bietet meiner Meinung nach die größte Chance, um wirklichen Wandel zu erreichen. Deshalb habe ich mich entschieden, für das Amt des Bürgermeisters in Aschheim zu kandidieren. Es war mir immer wichtig, auf politischer Ebene aktiv zu sein, um den Cannabis-Diskurs voranzutreiben. Bereits früher habe ich mich für den bayerischen Landtag (FDP) aufstellen lassen, unter dem Slogan: ‚Vom Hanffeld in den Landtag‘. Diese Plattformen erlauben es mir, mehr Menschen zu erreichen und die Aufklärung über Hanf noch weiter zu verbreiten. In der Politik kann ich nicht nur für die Legalisierung kämpfen, sondern auch das Verständnis für Hanf als nachhaltige Ressource fördern. Talkshows und öffentliche Auftritte sind ebenfalls wichtige Mittel, aber durch die politische Arbeit erhoffe ich mir langfristige, strukturelle Veränderungen.“
Abseits Ihrer Arbeit in der Hanfbranche – wie gestalten Sie Ihre Freizeit und welche persönlichen Interessen und Hobbys verfolgen Sie neben Ihren beruflichen Verpflichtungen?
Wenzel Cerveny: „Abseits meiner Arbeit in der Hanfbranche finde ich Entspannung und Freude in der Gartenarbeit. Schon früher hatte ich eine Liebe zu Blumen, und heute verbringe ich stundenlang alleine in meinem Anbauzelt mit meinen Pflanzen. Das hilft mir, mich vom hektischen Alltag zu erholen. Auch die gemeinsame Zeit mit meiner Familie, besonders bei einem guten Essen, ist für mich eine wertvolle Möglichkeit, abzuschalten und neue Energie zu tanken. Ein weiteres Hobby, das ich schon immer geliebt habe, ist der Besuch von Messen. Für mich ist das wie ein kleiner Urlaub vom Alltag – ich genieße es, Neues zu entdecken und mich inspirieren zu lassen.“
Herr Cerveny, was sind Ihre persönlichen und beruflichen Wünsche für die Zukunft der Hanf- und Cannabisbranche in Deutschland?
Wenzel Cerveny: „Ich wünsche mir, dass Hanf in Deutschland als vielseitige und nachhaltige Pflanze mehr Anerkennung findet. Beruflich hoffe ich, dass unsere Hanf.com-Stores und der Mega Store in Aschheim weiterhin wachsen und noch mehr Menschen die Vorteile von Hanfprodukten entdecken. Mit klaren und fairen Regulierungen kann die Branche nachhaltig wachsen, und Hanfprodukte können einen festen Platz im Alltag der Menschen finden. Besonders wichtig ist mir, dass in den nächsten zwei Jahren der Umgang mit Cannabis in der Bevölkerung zur Normalität wird und die Gesellschaft lernt, damit verantwortungsbewusst umzugehen. Mein Ziel ist, dass der freie Verkauf von Cannabis in Fachgeschäften zur Normalität wird – ähnlich wie beim Alkohol. Zudem möchte ich das bereits 2017 geplante Cannabis-Therapiezentrum umsetzen, um Cannabis-Patienten besser zu unterstützen und ihre Lebensqualität zu verbessern.“
- 2014/2015: Volksbegehren zur Legalisierung von Cannabis: Antragstellung und Sammlung von 40.000 Unterschriften, davon waren 27.000 gültig. Der Antrag wurde erfolgreich eingereicht, aber vom bayerischen Verfassungsgericht als ungültig erklärt
- 2015: Veranstalter der Cannabismesse Cannabis XXL: Organisation der Messe in der Zenithalle München, inklusive einer politischen Podiumsdiskussion und einem Konzert von Hans Söllner
- 2017: Veranstalter der Cannabis XXL 2: Wiederholung der Messe in der Zenithalle München
- 2018: Kandidatur für den bayerischen Landtag (FDP): Vom Hanffeld in den Landtag
- 2019: Mitgliedschaft bei LEAP – Law Enforcement Against Prohibition: Langjährige Mitgliedschaft bei der Organisation, die sich gegen die Drogenprohibition einsetzt
- 2021: Rebranding: von Hanf – der etwas andere Bioladen zu Hanf.com
- 2022: Kooperation mit Hans Söllner: Exklusive Kooperation für die Produktlistung der Marke Edelkraut mit alleinigem Vertriebsrecht
- 2023: 66. Sitzung der UN-Drogenkonferenz in Wien: Teilnahme an der Konferenz in Kooperation mit dem Cannabisverband Bayern
- 2024: Vorstellung des Cannabisanbau-Containers: Präsentation eines Containers für den Cannabisanbau als nachhaltige Lösung
- 2024: Bürgermeisterwahl Aschheim: Aufstellung als Kandidat für das Amt des Bürgermeisters von Aschheim